Wer schon verschiedene Regionen auf der Welt bereist und dabei auch am Straßenverkehr teilgenommen hat, weiß, wie unterschiedlich es von Land zu Land auf den Straßen zugehen kann. Je nach Reiseziel können hier selbst jene an ihre Grenzen kommen, die in Deutschland als sichere Verkehrsprofis umherfahren. Doch warum sind die Verkehrsregeln im Ausland häufig so anders, als hierzulande? Dieser Frage sind wir nachgegangen.
Der Straßenverkehr als kulturelles Spiegelbild
Die Entwicklung des Straßenverkehrs zu seiner heutigen Ausprägung ist ein historischer Prozess. Wurde einst nur zu Fuß gelaufen, ging es mit Pferden schneller und die Menschen wurden flexibler. Eine Stufe weiter ging es mit den Fahrrädern, die keine Nahrung benötigen und wo Launen keine Rolle spielen.
Der größte Sprung in der Entwicklung wurde dann natürlich mit dem Aufkommen motorisierter Fahrzeuge wie Autos und Motorrädern gemacht. Spätestens als diese massentauglich wurden, wurde es eng auf den Straßen. Die Folgen: Zum einen musste das Straßensystem ausgebaut werden und zum anderen brauchte es Ordnung. Das ging nur über Verkehrsregeln.
So oder so ähnlich lief die Entwicklung grob in den meisten Ländern mit Straßenverkehr ab. Natürlich hängt die genaue Entwicklung aber eben auch von lokalen Faktoren wie der Landschaft, dem Aufbau von Städten und den Straßenführungen ab. Dabei ist natürlich auch wichtig zu beachten, dass es andernorts bedeutend größere Massen an Verkehrsteilnehmern gibt. Gerade in Südostasien ist das der Fall. Nicht selten treffen sich hier alle bereits genannten Verkehrsmittel. Seien es Pferde, Esel, Fahrräder oder motorisierte Fahrzeuge und insbesondere auch Motorroller.
Verkehrsregeln sind überall eine Folge von Entwicklungen, die die jeweiligen Anforderungen und Probleme lösen, die es in der jeweiligen Region gab und erhöhen schrittweise die Sicherheit auf den Straßen. Somit hängen die Verkehrsregeln immer auch von kulturellen Faktoren ab. Ein anschauliches Beispiel dafür ist der Linksverkehr, welcher bis heute nicht nur in England, sondern auch ehemaligen britischen Kolonien gilt. Dass man in England auf der linken Seite fährt, hat historische Gründe. Dieser Umstand reicht bis ins Mittelalter zurück, wo vorwiegend auf der linken Seite geritten wurde. Da der größere Teil der Menschen Rechtshänder sind, konnte in einer Kampfsituation auf dem Weg einfacher die Waffe gezogen und gekämpft werden, wenn man auf der linken Seite des Weges ritt.
Einfluss der Rechtssysteme
Wie sich die Verkehrsregeln in einem Land gestalten, hängt natürlich immer auch stark vom dortigen Rechtssystem ab – welches wiederum eine kulturelle Entwicklung widerspiegelt. In liberaleren Ländern ist auch der Straßenverkehr in der Regel weniger strikt reguliert. Wie Situationen rechtlich bewertet werden, hat auch einen großen Einfluss auf das Fahrverhalten der Verkehrsteilnehmer und wie gewissenhaft die Regeln eingehalten werden.
Bei einer eher strengen Gesetzeslage wird die Einhaltung der Verkehrsregeln auch stärker kontrolliert. Beispielsweise durch Hilfsmittel wie Kennzeichenerkennungskameras. Wissen Fahrer um das Vorhandensein dieser technischen Systeme, werden Sie genauer auf die Einhaltung der Regeln achten.
Kulturelle Unterschiede in der Praxis
Die Deutschen sind in der Welt für ihre ordnungsliebende und regeltreue Art bekannt. Unser Straßenverkehr ist dafür wohl eine gute Bestätigung. Um andere Verhältnisse vorzufinden, muss man gar nicht weit verreisen. Viele Länder im Süden und Osten Europas sind dafür bekannt, dass es mit den Verkehrsregeln dort etwas flexibler und lockerer gehalten wird. Auch, wenn es in Ländern wie Italien oder Griechenland feste Regeln gibt, ist der Verkehr in einigen Regionen ein regelrechtes Chaos. Das hat teilweise aber auch seine guten Gründe. In Städten mit vielen sehr engen Gassen ist eben häufig Improvisation und flexibles Agieren gefragt. Das kann besonders für Touristen mit Wohnmobil zu einer Herausforderung werden.
Ein Faktor, bei dem sich kulturelle Unterschiede besonders klar herauskristallisieren, sind die Grenzwerte, wenn es um das Fahren unter Einfluss von Substanzen geht. Beispielsweise die Promillegrenze oder der Grenzwert für THC (Abbauprodukt von Cannabis). Beim Alkohol gilt in Deutschland eine Promillegrenze von 0,5. In den skandinavischen Ländern gilt eine striktere Grenze von 0,2. In Afrika gibt es wiederum einige Länder wie Gambia, Mauretanien oder Libyen, in denen es keinen gesetzlich festgelegten Wert gibt. Wenn Sie wiederum eine Reise durch Namibia machen, gilt ein Grenzwert von 0,5 Promille.