Etwas Luxus und Komfort wünschen sich Urlauber auf Reisen. Schließlich ist die verdiente Auszeit Belohnung für den stressigen Job oder die Anstrengungen des Alltags. Allerdings suchen einige Urlauber den Kontrast zum gängigen Urlaubsmodus und setzen auf Wildcamping in der Natur.
Ursprüngliches schätzen, die Natur lieben, Freude an den kleinen Momenten teilen: Die Relevanz des Minimalismus hat sich ihren Stellenwert in der Gesellschaft wieder zurückerobert. Statt Kaufkonsum und optionalem Luxus hat die Einfachheit der Dinge in verschiedenen Lebensbereichen wieder an Bedeutung gewonnen. Auch beim Reisen sehnen sich Urlauber nach einer gewissen Erdung, die fern von All-inclusive-Hotels oder auf Langstreckenflügen bis ans andere Ende der Welt liegen.
Wildcampen und Zelten werden immer häufiger als Alternative zum klassischen Strandurlaub gewählt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Das Entdecken unbekannter Orte, eine selbstbestimmte Tagesplanung und das Schlafen unter freiem Himmel sind nur einige Highlights, die beim Wildcampen für unvergessliche Augenblicke sorgen.
Obwohl in Deutschland das Wildcampen nur bedingt möglich ist, gibt es wunderschöne Orte, an denen sich das Zeltaufschlagen lohnt. Beim Bauernhofcamping in Flensburg erwartet Reisende unter anderem eine weitläufige Streuobstwiese, die zum Urlaubsparadies werden kann. Auch an einem Weingut in Bad Kreuznach kann spontan Halt gemacht werden, wo der Blick auf die umliegenden Weinberge zu jeder Tageszeit zum Träumen einlädt. Versteckte Paradiese, die es wert sind, entdeckt zu werden
Weniger ist mehr
Das alte Motto „Weniger ist mehr“ findet beim Wildcampen seine Heimat. Der bewusste Verzicht auf digitale Medien und das Erleben der Natur machen den Reiz dieser Reiseform aus und bergen eine andere Art von Unterhaltung. Selbst die Entertainmentbranche hat dies erkannt und liefert mit TV-Shows wie „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ oder der Dokureihe „Bella Italia – Camping auf Deutsch“ das temporäre Leben in der Natur auf die Bildschirme. Dagegen ermöglichen Überlebensspiele für PC oder Konsole, sich interaktiv mit den Tücken der Natur auseinanderzusetzen. Material sammeln, Nahrung beschaffen und Feuer machen erlauben es auch Naturmuffeln, sich dem Thema zu nähern und die schönen Seiten des natürlichen Miteinanders zu entdecken. Wem es gefällt, versucht vielleicht im nächsten Schritt, den Controller gegen ein echtes Abenteuer beim Wildcampen einzutauschen.
Leider ist Deutschland bislang nicht flächendeckend mit Möglichkeiten zum Wildcampen bestückt. Die Regeln und Gesetze zum Übernachten im Freien unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland, was einen spontanen Halt meist unmöglich macht. Skandinavische Länder wie Norwegen oder Schweden haben dagegen ein deutlich lockereres Gesetz. Hier ist das Zelten und Campen nur in ausgewählten Regionen oder Naturschutzzonen untersagt.

Alternative Urlaube sind gefragt
Allein im Jahr 2023 ermittelte das Statistische Bundesamt 42,3 Millionen Gästeübernachtungen auf offiziellen Campingplätzen. Dabei bildeten die beliebten Ostseegebiete in Schleswig-Holstein sowie der Schwarzwald und die niedersächsische Nordsee die Top 3 Regionen für deutsche Urlauber. Bei Touristen aus dem Ausland waren dagegen die Eifel und das Mosel-Saar-Gebiet deutlich gefragter. Seit 2015 ist mit dem kontinuierlichen Anstieg zu erkennen, dass naturnahes Reisen begeistert und wächst. Für alle, die es selbst probieren möchten, ist eine Probeübernachtung auf einem Campingplatz empfohlen. So kann zumindest auf Vorzüge wie eine Dusche oder einen Einkauf im Kiosk im Notfall zurückgegriffen werden.